Nach herben Rückschlägen im Jahr 2022 haben sich die globalen Vermögensverwalter im vergangenen Jahr stabilisiert und wieder mehr Kapital kumuliert. Das geht aus der aktuellen «Asset Management-Studie» von Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC, hervor. Die verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) stiegen demnach 2023 im weltweiten Schnitt um 9%, nachdem sie im Vorjahr um 11% gefallen waren. Der Schweizer Markt war geprägt von der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, die mit nunmehr über 1,5 Bio. Euro verwaltetem Vermögen zu den weltweit grössten Playern zählt. Die Top-5-Positionen mit über 3 Bio. Euro AuM sind hingegen fest in der Hand der amerikanischen Anbieter. Allein in den vergangenen fünf Jahren schoss ihr Vermögensvolumen um 67% in die Höhe, ihre europäischen Pendants verzeichneten ein Plus von 54%. Bislang schlägt sich der Anstieg der Assets allerdings nicht in Umsatz und Profit nieder. Im internationalen Schnitt rutschten beide Kennziffern im vergangenen Jahr 2% ins Minus. Hauptgrund dafür ist die Kombination niedriger Gebühren und hoher Kosten, die zu einem steigenden Aufwand-Ertrag-Verhältnis (Cost Income Ratio, CIR) führt.
Stunde der Kosteneffizienz
In dem herausfordernden Marktumfeld schnitten sowohl kleine Boutique-Verwalter mit aktiv gemanagten Anlagestrategien als auch grosse, auf Skaleneffekte und Standardisierung setzende Firmen am besten ab. Insgesamt beherrschen die grossen «Pure Scale Player» mit holistischem Angebot und globaler Plattform inzwischen gemeinsam mit den «Value Chain Integrators», Anbieter mit Expansionsstrategien entlang der Wertschöpfungskette, drei Viertel des Gesamtmarkts und treiben auch dessen Wachstum am stärksten an. In den kommenden Jahren steuert die Branche laut Studie allerdings auf schwierige Zeiten zu. Da immer mehr Anleger auf Produkte mit niedrigen Gebühren umschwenken, schlägt sich eingesammeltes Kapital nicht mehr automatisch in höheren Umsätzen und Gewinnen nieder. In Kombination mit hohen operativen Kosten wird das schnell zur toxischen Mischung und gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit. Schon heute zeigt sich das in steigenden M&A-Aktivitäten – bereits 2027 könnte jeder siebte derzeit aktive Vermögensverwalter vom Markt verschwunden sein. Dies betrifft insbesondere die Captives, also konzerninterne Asset Manager grosser Banken und Versicherungen: Sie wachsen deutlich langsamer als unabhängige Asset Manager (24% vs. 66% zwischen 2018 und 2023).
«Die Phase goldener Renditen ist für die meisten Vermögensverwalter – zumindest vorerst – vorbei, stattdessen schlägt jetzt die Stunde der Kostendisziplin und Effizienz. Hierbei kristallisiert sich das Potenzial strategischer Technologienutzung, insbesondere generativer Künstlicher Intelligenz, immer mehr als mächtiger Hebel heraus. Das bedeutet allerdings gleichzeitig signifikante Investitionen, um die Technologie ernsthaft und ganzheitlich zu implementieren», sagt Dr. Utz Helmuth, Managing Director bei Strategy& Schweiz. «Im aktuell kostengetriebenen Markt sollten Asset Manager zudem das eigene Geschäftsmodell genau analysieren: Wo lassen sich Prozesse vereinfachen, welche administrativen Tätigkeiten können ausgelagert werden, wie werden die grössten Skaleneffekte erzielt? Doch Kostenkontrolle allein führt nicht zu mehr Wachstum – dazu ist es für Vermögensverwalter ebenso zentral, neue Vertriebskanäle zu identifizieren und auszubauen. Auch Fusionen können Sinn ergeben, vor allem Captives gewinnen dabei an Attraktivität.»
Grosses KI-Potenzial für Kostendisziplin und Wettbewerbsfähigkeit
Der Einsatz (generativer) Künstlicher Intelligenz kann für Vermögensverwalter mittelfristig Effizienzsteigerungen von bis zu 15% ermöglichen. Entscheidend dafür ist allerdings eine kohärente KI-Strategie, die auf die Gesamtausrichtung des Unternehmens einzahlt und auch Bereiche wie Datenmanagement, Produktentwicklung und Human Resources berücksichtigt. Ebenso wichtig ist ein umfassendes KI-Governance-Konzept, um Themen wie Regulierung, Datensicherheit und Budgetplanung im Blick zu behalten. Um diese vielfältigen Projekte ganzheitlich managen zu können, sollten Vermögensverwalter eine Art KI-Exzellenz-Zentrum in Betracht ziehen. Von einer solchen Entität aus können die verschiedenen Stränge gesteuert und aufeinander abgestimmt werden.
«Die makroökonomischen Rahmenbedingungen sowie sich wandelnde Kundenbedürfnisse stellen die europäischen Vermögensverwalter aktuell vor enorme Herausforderungen. Viele Vermögensverwalter haben die Bedeutung generativer KI zur Bewältigung dieser Entwicklungen inzwischen erkannt und erste erfolgreiche, dezentral angesiedelte KI-Pilotprojekte initiiert, aus denen sie lernen und die sie auf weitere geeignete Bereiche ausweiten können. Ohne Einbettung in eine breitere KI-Strategie können sich diese Projekte allerdings zu kostspieligen und ineffizienten Silo-Lösungen ohne Skaleneffekte und Portfolioanbindung entwickeln. Umso mehr kommt es auf die Einbindung aller Geschäftsfunktionen bei der Integration der Technologie an, um Transparenz, Verzahnung und Effizienz sicherzustellen», schliesst Dr. Utz Helmuth.