Mit dem Abflauen der Corona-Pandemie, in der bargeldlose Zahlungen Hochkonjunktur hatten, zeigt sich: Die Rückkehr zum Bargeld bleibt aus. Nur noch 35% der Schweizer:innen bezahlen aktuell am liebsten mit Bargeld – vor vier Jahren lag der Wert noch bei 60%. Gleichzeitig nimmt die Präferenz für alternative und mobile Bezahlmöglichkeiten sowie Open Banking-Angebote in der Schweiz zu, wie aus der neuen «Payments and Open Banking Survey» von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, hervorgeht. 14% der Schweizer:innen nutzen inzwischen bevorzugt Wallet- oder App-basierte Bezahllösungen wie Klarna, ApplePay oder PayPal. Das beliebteste bargeldlose Zahlungsmittel bleibt die klassische Debitkarte (25%).
Der europaweite Trend zu Bargeldalternativen verfestigt sich damit auch in der Schweiz. Mittlerweile gehen 22% der Schweizer:innen regelmässig zum Einkaufen ganz ohne Geldbörse aus dem Haus (Europa: 21%). Weitere 28% verlassen sich zumindest hin und wieder allein auf mobile Bezahldienste (Europa: 15%).
Die App wird zum Erfolgsfaktor
Der Wettbewerb um Kund:innen zwischen traditionellen Banken und FinTechs beschleunigt sich – denn deren Apps sind oft schneller und funktionaler, was sich in den Nutzungszahlen widerspiegelt. In den USA stammen vier der fünf am häufigsten heruntergeladenen kostenlosen Finanzapps bereits von FinTechs. In Polen und Grossbritannien sind es zwei, in Deutschland eine. Unter den Schweizer Befragten könnten sich 48% vorstellen, ein Konto bei sogenannten Non-Banks zu eröffnen, im europäischen Durchschnitt sind es immerhin schon 44%. Unter Non-Banks fallen neben Anbietern wie PayPal, Apple oder Google auch WhatsApp, Instagram oder TikTok. Bei den jüngeren europäischen Befragten unter 35 Jahren liegt die Bereitschaft mit 51% noch höher.
«Unsere Analyse zeigt, dass sich fast jede:r zweite Europäer:in vorstellen kann, alternative Dienste von FinTechs oder Social-Media-Plattformen für Finanzgeschäfte zu nutzen. Das sollte traditionellen Banken Anlass genug sein, ihr digitales Angebot noch besser auf die Anforderungen von Kund:innen zuzuschneiden. Denn es kommt heute nicht mehr so sehr auf ein möglichst engmaschiges Netz von Filialen und Geldautomaten an, sondern vor allem auch darauf, eine gute App zu entwickeln. Hier sind FinTechs den Banken häufig schon einen Schritt voraus», erläutert Andreas Pratz, Co-Autor der Studie und Country Head von Strategy& Schweiz.
Open Banking wird breiter gedacht
Im Vergleich zu FinTechs geniessen Banken unter den Schweizer Befragten noch einen Vertrauensvorschuss: Im Austausch für persönliche Vorteile wie Rabatte würden 29% der Kund:innen ihre Daten am ehesten Banken anvertrauen (Europa: 20%). An FinTechs dagegen würden immerhin 12% aller Schweizer:innen ihre Daten weitergeben (Europa: 5%).
Am Beispiel von immer beliebteren «Buy Now Pay Later»-Angeboten – also der Möglichkeit zum Aufschieben der Bezahlung beim Einkaufen – zeigt sich allerdings, dass Open Banking-Elemente wie die Verifizierung der Identität oder der Blick ins Konto heute schon von zahreichen Konsument:innen genutzt werden. Mehr als ein Drittel der Schweizer Befragten versucht beim Online-Shopping, die Bezahlung mittels BNPL aufzuschieben.
«Die Nutzung der vielfältigen Möglichkeiten, die Open Banking bieten kann, ist bislang noch vor allem auf Kontoinformationsdienste zur Analyse von Kund:innen- und Kontodaten begrenzt. Um das Potential von Open Banking besser auszuschöpfen, sollten Anbieter neue Use Cases über Kontoinformationen hinaus schaffen, wie etwa Zahlungsauslösung, Kreditangebote oder für Marketingzwecke. Neben privaten Konsument:innen sollten auch Geschäftskunden wie Start-ups und KMUs gezielt mit Open Banking-Angeboten in den Blick genommen werden», kommentiert Daniel Ettlin, Director bei Strategy& Schweiz.