Wirtschaftswachstum: Schweiz zeigt sich 2022 robuster als Europa

Zürich, 13. April 2022

Pressemitteilung

  • Drastischer Rückgang für prognostiziertes BIP-Wachstum in den grössten Volkswirtschaften der Welt
  • Krieg in der Ukraine beeinträchtigt Landwirtschaft, Lebensmittel- und Energiebranche am stärksten
  • Resilienz rückt für Unternehmen nochmals stärker in den Fokus

Der Krieg in der Ukraine ist vor allem eine humanitäre Katastrophe. Zugleich haben der Krieg sowie Sanktionen und weitere politische Reaktionen darauf auch negative makroökonomische Folgen. Diese Folgen schwächen eine allmähliche wirtschaftliche Erholung in Europa und der Schweiz von der Covid-19-Pandemie signifikant ab. Eine Stagflation gilt in den kommenden Jahren als wahrscheinlich. Das geht aus einer aktuellen Analyse von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, hervor.

Schweizer BIP robuster als Europäisches
In der Analyse zu den makroökonomischen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sind fünf unterschiedliche Szenarien für den Fortgang des Kriegs und ihre jeweiligen wirtschaftlichen Konsequenzen für einzelne Länder und Branchen evaluiert. Im Falle anhaltender kriegerischer Auseinandersetzungen entwickelt sich das Wachstum des Schweizer Bruttoinlandsprodukts (BIP) für 2022 robuster als in anderen europäischen Volkswirtschaften: Statt Anfang des Jahres prognostizierten 3,5% BIP-Zuwachs wird in diesem Szenario ein Rückgang auf 3,3% erwartet. Auf EU-Ebene wäre hingegen mit 2,5% (statt zum Jahresanfang prognostizierten 4,0%) BIP-Wachstum zu rechnen. Als Folge eines Szenarios, das eine Blockbildung in Osteuropa zwischen Russland und verbündeten Staaten wie Belarus skizziert, wären die wirtschaftlichen Folgen für die Schweiz jedoch spürbarer: Es droht ein Rückgang auf nur noch 3,1% BIP-Wachstum für das Jahr 2022 (EU: 2,0%).

«Auch wenn die Schweiz weniger stark durch die Folgen des Krieges betroffen ist, stehen hiesige Unternehmen aktuell dennoch vor zwei zentralen Herausforderungen: Kurzfristig müssen sie evaluieren, wie sich Sanktionen auswirken und diese entsprechend operationalisieren. Mittelfristig ist es wichtig, geopolitische Veränderungen konstant zu beobachten, Investmententscheidungen im Licht geänderter Rahmenbedingungen zu überdenken und anhand einer Szenarioplanung wirksame Notfallpläne und Frühwarnsysteme zu installieren, um bei Bedarf rasch handlungsfähig zu sein», kommentiert Dr. Philipp Wackerbeck, Global Head of Financial Services bei Strategy&.

Negative Folgen ausserhalb Europas
Auch ausserhalb Europas sind negative wirtschaftliche Auswirkungen wahrscheinlich. In China lag die Prognose für das BIP-Wachstum vor Kriegsbeginn noch bei 5,4% für das Jahr 2022; dauert der Krieg an, sinkt das erwartete Wachstum auf 4,9%, und bei einer Blockbildung und Neuauflage des «Eisernen Vorhangs» werden nur noch 4,5% erwartet. Russland muss bedingt durch die internationalen Sanktionen sogar mit einer schrumpfenden Wirtschaft im Jahr 2022 rechnen: Dort sind zwischen -8,2% bis -13,9% je nach Szenario möglich.

Mit Blick auf verschiedene Sektoren zeigen sich unterschiedlich starke Auswirkungen in den drei untersuchten Dimensionen Rohstoffpreise, Lieferketten und Handelsströme. Am stärksten beeinträchtigt der Krieg in der Ukraine die Landwirtschaft, die Lebensmittelbranche und den Energiesektor. Weiterhin sind in der Automobilindustrie vor allem die Lieferketten von Zulieferern stark negativ betroffen. Die Industriefertigung, Chemieindustrie und auch der Energiesektor leiden weiterhin unter den stark gestiegenen Rohstoffpreisen. Zudem können einzelne Unternehmen, etwa Finanzdienstleister mit signifikantem Geschäft in Osteuropa, mitunter sehr grosse Auswirkungen spüren, auch wenn ihre Branchen insgesamt weniger stark betroffen sind.

«Für Unternehmen spielt branchenübergreifend der starke Preisanstieg bei Rohstoffen eine grosse Rolle. Die direkten Auswirkungen auf Lieferketten sind zwar auf einige Sektoren beschränkt, allerdings treffen Zweit- und Drittrundeneffekte nahezu alle Industriezweige. Vor allem die Schweizer Handel- und Konsumgüterbranche sowie die Finanzindustrie, die bisher von einer multipolaren Welt mit geringen Handelshindernissen profitierten, sind bei einer möglichen Blockbildung mit der wirtschaftlichen Abkopplung einzelner Staaten mittel- bis langfristig exponiert», sagt Dr. Philipp Wackerbeck.

Die vollständigen Ergebnisse der Analyse erhalten Sie auf Anfrage.

Über Strategy&
Strategy& ist die globale Strategieberatung von PwC. Wir entwickeln individuelle Geschäftsstrategien für weltweit führende Unternehmen, basierend auf differenzierenden Wettbewerbsfähigkeiten. Wir sind die einzige Strategieberatung als Teil eines globalen Professional Services Netzwerks. Unsere Expertise kombinieren wir mit Technologie und erarbeiten daraus eine passende Strategie, die effizient umsetzbar ist. „Strategy, made real“ heißt für uns, den digitalen Wandel voranzutreiben, die Zukunft mitzugestalten und Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. 4.500 Strategieberater:innen und mehr als 370.000 PwC-Mitarbeiter:innen in 149 Ländern tragen hierzu mit hochwertigen, branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei.